Die Entstehung von Krankheiten und der einzigartige Patient

Jeder von uns kennt das Gefühl morgens aufzustehen, sich völlig im Eimer zu fühlen, weil die Nase dicht ist, der Schädel sich anfühlt als sei er in der Nacht um das dreifache gewachsen. Zu allem Überfluss ist vielleicht noch die Stimme weg, aber dafür hat man Fieber und was weiß ich noch alles. Um das ganze abzurunden, fängt man plötzlich bei jeder Kleinigkeit an zu heulen und möchte niemanden sehen. Ähm, so kennt man sich gar nicht. Man war doch sonst immer so kontaktfreudig und lebensfroh.
Man fühlt sich so richtig schlecht - aber warum ? Was ist da passiert.

Die Freundin, mit der man gestern unterwegs war, ist von der selben Regenschauer, natürlich ohne Schirm, auch fürchterlich durchnässt worden. Und der Anruf (da war die Stimme noch so halbwegs vorhanden) bei ihr sagt uns - nichts ! Ihr geht es gut. Na toll - wie so immer nur ich :O( ?

Wieso ist nun die Freundin noch kerngesund und man selbst nicht ?
   Ganz einfach - der innere Arzt der Freundin kann ungestört seine Arbeit verrichten und alles im Gleichgewicht halten, weil ihre Lebensweise gerade super vorbildlich ist. Die Ernährung ist ausgewogen und gesund, sie bewegt sich viel an der frischen Luft, hat ausreichend Schlaf und keine Sorgen, weil beruflich und privat gerade alles rund läuft.

   Es herrscht zum Glück noch Gerechtigkeit auf der Erde, der Kumpel, der mit auf Tour war und ebenfalls durchgeweicht wurde, den hat es auch erwischt. Nur, dass er noch Stimme hat und plötzlich einen tierischen Durst hat, der egal wie viel er trinkt, nicht weg geht. Sein Gemüt ist auch in Schieflage - er nervt alle, weil er plötzlich zum cholerischen A.... geworden ist. Komisch, der war doch sonst immer so ein Netter.

   Man selbst, und auch der Kumpel, hatte vielleicht gerade Nachtschicht, oder sich völlig mit dem Studium verausgabt, gerade den Arbeitsplatz oder Freund/Freundin verloren, die Katze oder Hund gestorben und die Ernährung ließ in den letzten Wochen auch zu wünschen übrig, weil man aus Zeitmangel im "Fastfood Restaurant" Stammgast war. Die Gesundheit ist hin, aber dafür kennt dich die Bedienung schon mit Vornamen.
Wenn es richtig dumm läuft sind gerade vor der Regenschauer mehrere "Ereignisse" gleichzeitig passiert.
Und was macht der innere Arzt ? - Nichts mehr, weil er nicht weiß wo er zu erst ansetzen soll.

   Jetzt könnte man versuchen die Lage noch zu retten, in dem man Obst isst und sich den Multivitaminsaft literweise einflößt, in der Hoffnung die Selbstheilungskräfte kriegen doch noch die Kurve - leider haut das aber auch nicht hin, weil die Ausgangssituation miserabel war.

   Nun führen viele Wege nach Rom.
Der Gedanke sich in die Apotheke zu schleppen liegt relativ nah - wie war das noch gleich, gute Preise gute Besserung ?
Mit einer Tasche voll von Fiebersenkern, Kopfschmerztabletten und einem Zitronen-Heißgetränk, inklusive dem geschenkten Päckchen Taschentücher, geht es ab nach Hause, aufs Krankenlager.
Drei Tage später fühlt man sich wieder halbwegs wie ein Mensch und das Leben muss ja auch wieder weiter gehen - die Brötchen verdienen sich schließlich nicht von selbst.
So richtig gesund fühlt man sich aber trotzdem nicht, irgendwie matt, ausgelaugt, die Nase läuft immer noch und irgendetwas scheint mit dem Magen nicht zu stimmen. Der tut plötzlich weh und die Verdauung lässt auch zu wünschen übrig.
Ein Blick auf die Beipackzettel verrät uns - es sind die Nebenwirkungen der Medizin, die uns eigentlich von der Erkältung befreien sollten. Na super - man ist kranker als zuvor.
Die alltäglichen Verpflichtungen erlauben zu allem Überfluss nicht, dass man sich richtig auskurieren kann und schleppt den Mist wochenlang mit sich rum. Der Magen macht immer noch blöd und der Schnupfen ist - dankenswerter weise - chronisch geworden.

   Die Möglichkeiten krank zu werden sind so vielschichtig - vielleicht hat man, was für eine Freude, den Spreizfuß vom Opa geerbt, den krummen Rücken und die Anlage an Rheuma zu erkranken, von der Oma. Die Warzen von der Mama. Wenn es richtig heftig kommt hatte väterlicherseits noch jemand Krebs in der Familie. Na super - vielen herzlichen Dank auch !

Unseren Tieren geht es da kaum besser. Die Futtermittelindustrie verkauft Getreide an Fleischfresser, weshalb sich die Nieren unserer Stubentieger über kurz oder lang verabschieden, Hunde plötzlich Allergien bekommen, die Arthrose so richtig "Futter" bekommt und und und.
   Der liebe Wuff humpelt plötzlich, weil er, nach einer halben Stunde Buddeln, dann doch die Suche nach dem Mittelpunkt der Erde aufgegeben hat.
Das liebe Pferd hustet plötzlich und macht alle rappelig, weil er nachts gegen die Boxenwände tritt.
Und der andere Wuff rasselt plötzlich sang und klanglos durch eine Prüfung, die er sonst mit Bravur bestanden hätte, weil er die anderen Hunde, die etwas abseits stehen und ebenfalls auf ihre Prüfung warten, verbellt und am liebsten alle ..... na ja, lassen wir das lieber unausgesprochen - auf jeden Fall war er immer die Sanftmut in Person und nun dieses Desaster.

   Gut - eine Vorstellung von den vielen Gesichtern von Krankheiten haben wir ja zur Genüge bekommen. Was hilft uns aber nun gesund zu werden ?

Schulmedizin kann helfen, muss sie aber nicht. Haben wir ja gemerkt, weil wir wegen der Erkältung plötzlich noch was für den Magen gebraucht haben. Das hat zwar nicht so richtig geholfen, aber dafür brauchen wir jetzt noch etwas für die Nieren - die spinnen plötzlich, wegen dem Mittel für den Magen.

   Dunkel erinnern wir uns nun an die Hausmittelchen von Oma - wenn die sich ein Bisschen am Herd verbrannt hat, hat sie warmes Wasser über die Hand laufen lassen - nicht kaltes, denn das macht hinterher, wenn der erste Schmerz nachlässt, alles nur noch schlimmer. Früher gab es auch noch keine Moonboots und deshalb öfter leicht angefrorene Füße im Winter. Es war nicht die heiße Badewanne, die Besserung gebracht hat, sondern eine simple Schüssel mit kaltem Wasser, in das man die Füße gestellt hat. Ein paar Minuten später war wieder Leben in den Füßen und alles gut.

Fassen wir kurz zusammen - gut für uns sind: eine gesunde ausgewogene und artgerechte Fütterung (egal wie viele Beine man hat), ausreichend Bewegung (an der frischen Luft), Schlaf, ausgewogene körperliche und geistige Betätigung. Eine genügende Hygiene wäre auch nicht schlecht - zu viel (also eine völlig keimfreie Umgebung) ist auch nicht gut, weil die Abwehrkräfte nicht trainiert werden.

   Mit etwas Glück reicht obiges aus, um wieder auf die Beine zu kommen - mit etwas Pech braucht die Selbstheilungskraft, samt innerem Arzt, einen Tritt in den Hintern (entschuldigt die Ausdrucksweise *grins*) um wieder aus dem Quark zu kommen. Etwas salonfähiger ausgedrückt - sie braucht einen Reiz, damit wieder alles ins Gleichgewicht kommt und alle Körperfunktionen wieder hergestellt werden.

   Hier nun eine Gegenüberstellung verschiedener Reiz-Möglichkeiten:
Die Schulmedizin (die Chirurgie mal außen vor gelassen) haut dem inneren Arzt (in der Regel) eine rein, in dem die Selbstheilungskräfte mit Antibiotika, Cortison und vielem anderen mehr, unterdrückt und ausgeschaltet werden. Der Hautausschlag ist weg, aber dafür haben wir jetzt Asthma. Vielen Dank!
Pflanzen und Heilkräuter wirken da schon sanfter - der Schnupfen ist weg, aber dafür sind wir noch immer eine Heulsuse - es hat also gewirkt, aber nicht ganzheitlich.
Akupunktur wäre eine sehr gute Möglichkeit - sie ist ganzheitlich, aber nicht jeder mag das Gefühl ein Nadelkissen zu sein.
Die traditionelle chinesische Medizin ist ebenfalls ganzheitlich, aber auch nicht jedermans Ding, weil das ein oder andere doch recht bitter schmeckt.
Dann gibt es da noch sogenannte Komplexmittel - ganz viele verschiedene Wirkstoffe, die sich nicht unbedingt miteinander vertragen, aber egal irgendetwas von den 20 Sachen wird schon helfen, will man zumindest meinen. Leider macht das den inneren Arzt völlig wuschig. Alle Mittel reden laut und durcheinander - er weiß nicht auf wen er hören soll und zu guter Letzt wird alles noch schlimmer. Man fühlt sich mit etwas Pech noch schlechter als vorher, weil sich gerade Bergkristall und Quecksilber gegenseitig an die Gurgel gehen. Der klassische Homöopath weiß, dass man beides nicht zusammen tun darf, da sonst heftige Verschlimmerungen entstehen würden, aber der Komplexmittelindustrie sind solche Reaktionen leider völlig egal.
   Alle Heilmethoden aufzuzählen würde hier zu weit führen. Deshalb komme ich jetzt zur Homöopathie.

Vor über 200 Jahren saß ein Arzt, Apotheker, Chemiker und Gelehrter (alles in einer Person wohlgemerkt), an der Übersetzung eines Medizinbuches aus dem Englischen.
Sein Name war Samuel Hahnemann.
Der Artikel, den er gerade übersetzte, handelte über die Behandlung der Malaria mit Chinarinde. Er selbst war zu dem Zeitpunkt völlig gesund, aber etwas verwirrt über den Artikel.
Um dem auf die Spur zu gehen nahm er die beschriebene Menge des Chinarindenpulvers ein und wartete. Damit er nichts vergaß hatte er gleich Zettel, Feder und Tinte parat um alles mit zuschreiben. Es dauerte nicht lange und er fühlte sich so als hätte er Malaria. Jedes einzelne Symptom schrieb er mit und hielt es für die Ewigkeit fest.
Sobald er mit der Einnahme der Chinarinde aufhörte war wieder alles so wie immer - er fühlte sich wieder völlig gesund.
Die Chinarinde war also aufgrund der Ähnlichkeit mit den Symptomen der echten Malaria, tatsächlich ein mögliches Heilmittel gegen diese Krankheit.

   Hahnemann begann nun eine ausgedehnte Versuchsreihe, in der zunächst pflanzliche Stoffe, zu Beginn noch als Tinktur oder Pulver - später dann mit Milchzucker verdünnt und verrieben an gesunde Tester verabreicht wurden.. Jede einzelne körperliche und auch seelische Veränderung, die, durch die eingenommene Medizin, bei seinen Testern auftauchte ließ er schriftlich festhalten und die Einnahme der geprüften Substanz beenden. Er wollte ja schließlich keine Krankheit einpflanzen, sondern nur das Potential erfahren, welches in dieser Pflanze steckte.
   Die Verdünnung und Potenzierung der Pflanzen war durchaus sinnvoll, wenn man überlegt, dass die Tollkirsche und noch einige andere getestete Substanzen, hochgradig giftig sind und die Arznei wurde, trotz Verdünnung noch wirkungsvoller.
Er stellte bei der Behandlung seiner Patienten jedes Mal den selben Effekt fest, wie den unserer Oma, wenn sie ihre sehr kalten Füße in eine Schüssel mit kaltem Wasser stellt.
Die Ähnlichkeit von Krankheit und Heilmittel gab dem inneren Arzt den nötigen Tritt in den Allerwertesten (Hintern), damit er seine Arbeit wieder aufnahm und danach war wieder alles im Gleichgewicht - so als hätte man sich die Füße gar nicht unterkühlt.
   Der Schlüssel zum Erfolg - der Heilung, war die Ähnlichkeit ALLER Symptome, und zwar der seelischen als auch der körperlichen. Er wollte nicht nur den Schnupfen, samt den restlichen Erkältungssymptomen heilen. (Um unser Anfangsbeispiel wieder aufzugreifen) Er wollte auch, dass man, mit zunehmender Genesung, man wieder selbst war und nicht mehr die Heulsuse oder das cholerische A....., was die Erkältung aus uns gemacht hatte.
   Hahnemann stellte ziemlich bald fest, dass seine Pflanzlichen homöopahtischen Mittel sehr gute Erfolge bei akuten Erkrankungen vorweisen konnten, sie aber bei chronischen Erkrankungen oft nicht, oder nicht nachhaltig genug wirkten. Aus diesem Grund erweiterte er, wieder durch ausgedehnte Arzneimittelprüfungen, seinen Arzneimittelschatz mit chemischen, mineralischen und tierischen Substanzen, wie zum Beispiel Arsen, Phosphor, Quecksilber, Gold, Silber, dem Bienengift, der "Tinte" des Tintenfischs und vielen anderen mehr.

  Das liest sich jetzt so als würde man einen Giftschrank öffnen - aber in der richtigen Dosierung, Gabenhäufigkeit und Stärke haben wir es hier mit äußerst wirkungsvollen Heilmitteln zu tun, wenn Krankheit und Medizin wirklich ähnlich zueinander sind.
Hahnemann schaffte es, in den Jahren seiner eigenen Tätigkeit als homöopathischer Arzt, auf ca. einhundert Arzneimittel, die er größtenteils sogar an sich selbst getestet hatte. Im Laufe der Jahre, nach seinem Tod, gab es unzählige weitere Arzneimittelprüfungen, in denen jedes einzelne Symptom festgehalten wurde und die Zahl der möglichen homöopathischen Heilmittel wuchs auf weit über zweitausend an.
   Außerdem hinterließ er seinen Schülern, neben seinen Aufzeichnungen der Arzneimittelprüfungen (Materia Medica) Regelwerke wie man seine Patienten richtig behandelt.

Zugegeben, eine großartige und ganzheitliche Heilmethode, bei der die Wirkung eines jeden Mittels wirklich bekannt ist, keine Nebenwirkungen bestehen (wenn sie richtig angewandt wird) und keine Tierversuche durchgeführt werden.
   Aber, sie setzt ein paar Dinge voraus:
- eine sehr gute Ausbildung in klassischer (Tier-)Homöopathie.
- die Bereitschaft auch nach der Ausbildung noch sehr viel zu lernen (zweitausend Arzneimittel wollen richtig verstanden werden, damit ihre Ähnlichkeit beim Kranken auch wirklich richtig ähnlich ist und nicht nur gerade so)
- etwas mehr Zeit für die Fallaufnahme, als man beim Arzt gewohnt ist: bei chronischen Krankheiten reichen die aktuellen Symptome, für die Gegenüberstellung von Krankheit und Arzneimittel nicht aus, sondern man braucht weit mehr Informationen um das passende Arzneimittel zu finden
- etwas Geduld bei der Behandlung chronischer Erkrankung: es ist zu bedenken, dass alleine die Selbstheilungskräfte die Genesung herbeiführen, die zuvor durch die homöopathische Arznei "gereizt" wurden, damit sie wieder richtig arbeiten. So etwas braucht Zeit und geschieht nicht von heute auf morgen.
- einen engen Kontakt zwischen Behandler und Patient bzw. Tierhalter: um festzustellen ob die Dosierung oder Mittelstärke angepasst werden muss, evtl. ein Mittelwechsel notwendig wurde, ob die Reizintervalle angepasst werden müssen oder schon beendet werden können, da er Rest von den Selbstheilungskräften selbst bewältigt werden kann.
- die Einsicht, dass nicht alles heilbar ist, auch nicht mit Homöopathie: aber selbst bei unheilbaren Erkrankungen kann zumindest in sehr vielen Fällen Linderung der Beschwerden erfolgen und / oder nach chirurgischen Eingriffen den Heilungsprozess beschleunigen.